Die Zukunft der digitalen Informationsgewinnung in Deutschland Drucken
Geschrieben von: Heiko Hilker   
Donnerstag, 25. September 2008 um 20:00

Thesen für eine Podiumsdiskussion am heutigen Donnerstag des SUMA e.V. in Berlin


1. Suchmaschinen ermöglichen immer mehr Menschen den Zugang zum digitalen Wissen in der Welt.

2. Suchmaschinen-Anbieter versuchen, das “Weltwissen”, das “Weltgedächtnis” (Bilder, Filme) und die “Weltkultur” (Bücher,

Filme, Zeitungen) zu monopolisieren.

3. Es gibt viele Suchmaschinen, aber viele Menschen nutzen nur einen Anbieter. Die meisten Menschen sehen sich nicht mehr als 10 bis 30 Treffen an. Damit ist es wichtig öffentlich darzustellen, wie diese Suchmaschinen funktionieren und zu ihren Wichtungen kommen.

4. Wenn immer mehr Bürgerinnen und Bürger das Internet zur Informationssuche nutzen, kann ein Suchmaschinenanbieter durch seine Wichtung und Zuordnung der Suchergebnisse die Treffer so darstellen, dass er „meinungsbildender“ wird, als ARD, ZDF, private Fernsehanbieter sowie Zeitungen und Zeitschriften. Er kann Vielfalt durch bewußte Auswahl ähnlicher bzw. gleicher Inhalte aus verschiedenen Quellen suggerieren.

5. Google hat derzeit eine solche Marktmacht, unternehmerische Kooperationen sowie die entsprechenden finanziellen und personellen Mittel, um die weitere Entwicklung in seinem Sinne zu bestimmen.

6. Google weiß durch das ausgewertete Nutzerverhalten, welche Interessen welche Zielgruppen haben und welche Angebote man ihnen zu welchen Konditionen machen kann.

7. Durch die Speicherung von Suchpräferenzen sowie die Nutzung online angebotener Software (Office etc.) bei einem Anbieter – so man nur einen nutzt -, machen sich die Nutzer digital “nackt”.

8. In Deutschland wird dieser Entwicklung durch die regierenden Politiker nicht entgegentreten. Statt die Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger zu schützen, werden, durch Gesetze vorgegeben, viele unnütze Daten erhoben. Die Erhebung von Verbindungsdaten für 6 Monate ergibt keinen Mehrwert, macht an einem Tag mehrere Terrabyte aus und braucht in einem halben Jahr einen großen Teil der Kapazität aller Server in Deutschland.  

9. Wenn Strafverfolgungsbehörden derzeit Suchmaschinen nutzen, ist für sie der Soziologe, der 27 Artikel zur Kinderpornographie geschrieben hat, höher gewichtet als derjenige, der ein Bild dazu eingestellt hat.

10. Die nächste vom Staat an Suchmaschinenanbieter herangetragene Herausforderung wird sein, einen Algorithmus zu finden, mit dem man aus der Masse der Daten das Richtige präzise herausfiltern kann. Die Kriterien wird der Staat festlegen, der im Hintergrund mit Regulierung droht.

Wenn in Zukunft alles “Online” ist und “Online” genutzt wird, müssen Marktbeherrscher “Open Source” sein. Die Quelltexte müssen verfügbar gemacht werden. Open Source kann der Staat fördern und international einfordern (regulieren).

 
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