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Medienskandal der Woche durch Leipziger Medienstiftung PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Heiko Hilker   
Montag, 11. Oktober 2010 um 11:40

„Die Verteidigung der Pressefreiheit ist heute notwendiger denn je. Auch in freien Gesellschaften ist sie nicht ungefährdet: die Muster der Informationsunterdrückung werden subtiler.“ So kann man es auf der Homepage der Leipziger Medienstiftung lesen. Im 20. Jahr der Deutschen Einheit kam man dort auf die Idee, zum ersten (!) Leipziger Medienkongress einzuladen. (Dabei finden doch in Leipzig schon lange alljährlich die Mitteldeutschen Medientage statt. Zudem gab es Anfang der 90er Jahre in Leipzig schon Medienkongresse.)

 

Von diesem ersten Leipziger Medienkongress 2010 sollte ein klares, hörbares Signal für Meinungs- und Pressefreiheit in der ganzen Welt ausgehen. Da das Programm des Kongresses dafür anscheinend nicht ausreichte, er zudem in geschlossener Gesellschaft (Die Anmeldung zum Leipziger Medienkongress 2010 erfolgt auf Einladung durch die Stiftung.) stattfand, musste man sich etwas für den „Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien“, der seit 2001 durch die Stiftung vergeben wird, einfallen lassen. Das gelang auch. Nun ist man im Gespräch. Doch anders als gedacht. Es reicht eben nicht aus, einfach anderen Preisverleihern zu folgen und Kurt Westergaard zu prämieren. Man sollte immer auch noch das Umfeld berücksichtigen. Ansonsten ist man zwar im Gespräch, aber eben anders als gehofft.

 

Kurt Westergaard erhielt zusammen mit dem bulgarischen Reporter Assen Yordanov und dem afghanischen Journalisten Sayed Yaqub Ibrahimi den Preis. Die iranische Nobelpreisträgerin Shirin Ebadi und ihr Landsmann, der Journalist und Regimekritiker Akbar Ganji, protestierten gegen die Auszeichnung für den Dänen. Beide waren als Gast auf dem Medienkongress eingeladen. Die Nobelpreisträgerin Ebadi blieb der Preisverleihung aus Protest fern. Sie kritisierte „die Veranstalter, die sie nicht darüber informiert hätten, dass Westergaard unter den Preisträgern sei. Es sei der Stiftung freigestellt, jeden auszuzeichnen. Die Teilnehmer sollten aber informiert werden, damit sie frei über ihre Teilnahme entscheiden könnten, sagte die Juristin, die in ihrer Heimat nur unter massiven Schwierigkeiten arbeiten kann.“

Fehlendes politisches Gespür wurde Jury der Leipziger Medienstiftung auch von Thomas Leif und Hans Ulrich Jörges attestiert. Doch selbst nach dieser Kritik, konnte der Oberbürgermeister Leipzigs, Burkhard Jung, den Fehler nicht eingestehen. Er kämpfe für die Meinungsfreiheit aller, so Burkhard Jung im Interview mit dem Radio1-Medienmagazin über den „Medienskandal der Woche“ und bezog sich dabei abgewandelt auf das Voltaire-Zitat: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. Mit Sicherheit macht das Burkhard Jung nicht in jedem Fall. Dass das nötige Feingefühl gefehlt habe, konnte er nicht zugeben. Trotz aller Kritik: „Die Entscheidung ist dennoch richtig.” Wenn man sich ansieht, was geschehen ist, muss etwas falsch gewesen sein.

Doch worum geht es den Stiftern des Leipziger Medienpreises? „Der Leipziger Medienpreis gilt ausdrücklich nicht dem journalistischen Bravourstück oder einem einzelnen exzellenten Beitrag. Geehrt werden vielmehr Journalisten, Verleger, Publizisten und Institutionen in aller Welt, die sich mit Risikobereitschaft, hohem persönlichem Engagement, mit Beharrlichkeit, Mut und demokratischer Überzeugung für die Sicherung und Entwicklung der Pressefreiheit einsetzen. Die Liste der Preisträger der vergangenen zehn Jahre verdeutlicht diesen Anspruch.“ So die Medienstiftung der Sparkasse Leipzig. Doch „politische Motive zeichne er nicht mehr, sagte der Däne in Leipzig bei der Preisträger-Pressekonferenz. Stattdessen male er jetzt Aquarelle und widme sich poetischen und märchenhaften Motiven, fügte er hinzu.“

Im Stiftungsrat der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig, der auch die Jury stellt, sitzt neben dem Oberbürgermeister Burkhard Jung auch MDR-Fernsehdirektor Wolfgang Vietze.