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MDR-Wellenchef berät Sächsische Staatsregierung PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von: Heiko Hilker   
Freitag, 31. Juli 2009 um 14:46

Sachsen hat ein neues Coporate Design. Es zu entwickeln soll rund 150.000 Euro gekostet haben. Staatskanzlei, alle Ministerien sowie 120 Behörden ordnen sich dieser Leitmarke unter. Vom Wappen über das Schriftbild bis hin zu exakte Regeln für Briefe wird alles vereinheitlicht.

 

Der Staatsregierung gehe es um „Markenkommunikation“. Dazu sei ein „markantes Erscheinungsbild“ erforderlich, so Regierungssprecher Peter Zimmermann gestern gegenüber Medienvertretern.

Um ein 220seitiges Markenhandbuch zu erarbeiten, habe die Staatsregierung auch auf externe Experten zurückgegriffen. Einer unter ihnen war, wie die Dresdner Neuen Nachrichten heute vermeldeten, MDR-Sputnik Wellenchef Eric Markuse.

Geklärt ist nun u.a., wie Behördenbriefe auszusehen haben: Schriftzug "Freistaat Sachsen" rechts neben dem Wappen, einheitlich im Schrifttyp "arial" verfasst und unterschrieben mit Vor- und Zuname.
Nur einige Staatsbetriebe brauchen das Handbuch nicht anwenden: das Weingut Wackerbarth, die Porzellanmanufaktur Meißen, die Zentralbücherei für Blinde in Leipzig sowie die Schlössern - Burgen und Gärten, Kunstsammlungen und Semperoper.

Welchen Beitrag Eric Markuse lieferte, wissen wir nicht. Wir wissen, dass Eric Markuse weiß, wie man Markenkommunikation betreibt. Schließlich war er jahrelang Leiter der Abteilung Kommunikation und Marketing (KOMA) beim MDR. Zudem hat er MDR Sputnik neu – vor allem über das Internet – etabliert und so die junge Zielgruppe neu erschlossen. War dies ein Grund seiner Berufung?

Allerdings ist es unüblich, dass Angestellte von ARD und ZDF Staatsregierungen beraten. Schließlich sollen die Medien als sogenannte vierte Gewalt kritisch über die Staatsregierung als erste Gewalt berichten. Zumindest in diesem Fall kann das der MDR nicht mehr leisten – wie der SACHSENSPIEGEL gestern Abend (5. Beitrag) auch bewies.

Abgesehen davon, ob sich Eric Markuse diese Nebentätigkeit vom Intendanten genehmigen ließ, wie es eine entsprechende Dienstanweisung von MDR-Intendant Prof. Udo Reiter vorschreibt, ist zu fragen, wieso er sich dafür die Zeit nehmen kann. Schließlich ist MDR Sputnik laut der letzten Media-Analyse abgestürzt. So sank die Tagesreichweite von 138.000 auf 106.000 Hörerinnen und Hörern und ist damit von langjährigen Tiefstwert von 94.000 (2008) nicht mehr weit entfernt. Für den MDR waren dies allerdings nur „leichte Verluste“.

Es hätte nur einen medienpolitischen Sinn gegeben, die Staatsregierung zu beraten: wenn Sputnik dafür endlich UKW-Frequenzen in Sachsen erhalten hätte. Schließlich verweigert die Staatsregierung diese dem MDR seit nunmehr über 17 Jahren. Doch anscheinend war dies ein Geschäft ohne Gegenleistung, das ein weiteres Indiz liefert, dass der MDR auf dem Weg zum Regierungsfunk ist.